Januar 2010.


Es war das zweite Konzert von Covered Grass im Burghaus Bielstein. Die Band verabschiedete damals ihre Stammsängerin mit einer rührenden Show und unter Tränen in die Mutterschaft. Anwesend an diesem Abend, auch Rolf Hannes. Trotz Unlust und gesundheitlich stark angeschlagen, wurde er von Freunden überredet, mit zum Konzert zu gehen. Wie sich zeigte, sollte dies eine richtige Entscheidung gewesen sein. 

So entdeckte Rolf Hannes an diesem Abend seine Begeisterung für Bluegrass. Nach dem Konzert sprach er die Band an, ob sie einmal in seinem Heimatort Berkenroth auftreten möchte. Seit langem hatte er darüber nachgedacht, etwas Kulturelles in das beschauliche Örtchen im Oberbergischen zu bringen, und Bluegrass schien genau das Richtige zu sein. Man einigte sich, in Kontakt zu bleiben. Zwei Monate später wurde telefoniert und das zunächst als "Scheunenfest" titulierte Konzert für den 12. Mai 2010 vereinbart.

Zu diesem Zeitpunkt war der Abend noch als reines Konzert der Gruppe Covered Grass geplant. Niemand ahnte, welche Eigendynamik alles entwickeln sollte. Außerdem konnte die Band nicht wissen, mit welchem Engagement und Liebe fürs Detail Rolf Hannes und seine Helfer den Abend planten. Der Termin 12.5. - Christi Himmelfahrt - fiel zusammen mit dem EWOB Festival in Holland, einer der wichtigsten Veranstaltungen in Sachen Bluegrass auf dem europäischen Festland. Dort lernte Covered Grass 2008 die Band Bononia Grass aus Italien kennen. 


Beide Gruppen stehen seit dieser Zeit in freundschaftlichem Kontakt. Die Anfrage des Bononia Gitarristen Luca Bartolini, bezüglich möglicher Auftritte auf ihrem Weg von Genua zum EWOB-Festival in Holland, brachte den Stein dann endgültig ins Rollen. Warum sollte man den Abend nicht musikalisch abwechslungsreich und "international" gestalten und gemeinsam auftreten? Bononia Grass wurde eingeladen und somit stand die erste "kleine" Bluegrass Night Berkenroth. 


Es war ein Wagnis für die kleine Gemeinde Berkenroth, ein Event mit einer in Deutschland relativ unbekannten Stilrichtung wie Bluegrass auszurichten. Zwar hatte Covered Grass schon damals lokal einen gewissen Bekanntheitsgrad; mit Ausnahme des zu diesem Zeitpunkt erstmalig ausgerichteten Bluegrass Jamboree, das auch in Bonn gastierte, hatte es in den letzten Jahren in der Region aber keine nennenswerten Aktivitäten oder Konzerte in dieser Richtung gegeben. Es wurde also Zeit den bluegrass-freien, schwarzen Fleck auf der BRD-Karte zu tilgen. Immerhin gibt es in anderen Regionen Deutschlands seit Jahren kleine aber sehr bemühte und umtriebige Szenen, die dem Bluegrass dort zu mehr Öffentlichkeit verhelfen. Als Beispiel sei hier der Großraum München genannt.


Der Tag des Konzerts wurde dann auch zunächst zu einer Zitterpartie. "Kommen genug zahlende Gäste?" oder "Kommen die Italiener rechtzeitig hier an?"  Es zeigte sich, dass Rolf Hannes und seine Mitarbeiter auch was die Werbung für die Veranstaltung anging, ganze Arbeit geleistet hatten. Kurz vor Konzertbeginn war der geräumige Parkplatz des Gemeinschaftshauses überfüllt, und die Fahrzeuge mussten auf Privatgrundstücke als Parkgelegenheit ausweichen. Verkehrstechnisch wurde Berkenroth an diesem Abend nahezu stillgelegt. Fehlten nur noch die Musiker aus Italien. Die kamen zu weit vorgerückter Stunde, während des bereits laufenden Konzerts von Covered Grass. Nachdem sie 15 Stunden Autofahrt inkl. Stau hinter sich hatten, blieben ihnen nur wenige Minuten, um sich umzuziehen und sich den knapp 300 wartenden Zuschauern zu präsentieren.


Die logistischen Ungereimtheiten, die sich durch ihre verspätete Anreise im Ablauf des Programms ergaben, nahm das begeisterte Publikum gut gelaunt in Kauf und empfing die Musiker aus Italien mit herzlichem Applaus. Wie es sich für ein Bluegrass Festival gehört, wurden am Ende des Konzerts diverse Bluegrass-Klassiker von beiden Bands "gejammt", was den Saal endgültig zum Toben brachte. 

Die einmalige, freundliche Atmosphäre, die die Leute um Rolf Hannes in den Saal des Dorfhauses zauberten, als auch die perfekte Licht- und Tontechnik sowie die äußerst postive Publikumsresonanz machten Rolf Hannes klar - es muss eine Wiederholung geben, und noch am selben Abend versprach er von der Bühne herunter:

"Wir sehen uns 2011 wieder!"